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Großflächige Torfmooskultivierung in Niedersachsen als Folgenutzung nach Schwarztorf-Abbau und ihr Potenzial für Klimaschutz und Biodiversität (KlimDivMoos)

Großflächige Torfmooskultivierung in Niedersachsen als Folgenutzung nach Schwarztorf-Abbau und ihr Potenzial für Klimaschutz und Biodiversität (KlimDivMoos)

Leitung:  Prof. Dr. Michael Reich, Dr. Martha Graf (bis September 2018)
Team:  Dipl.-Umweltwiss. M.Sc. Birte Bredemeier, Dr. Martha Graf (bis September 2018)
Jahr:  2018
Förderung:  Niedersächsisches Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz
Laufzeit:  Oktober 2015 - April 2019
Ist abgeschlossen:  ja


Kurzbeschreibung:

Hochmoore sind einzigartige Ökosysteme mit einer hoch spezialisierten Flora und Fauna. Mit ihren wassergesättigten Torfkörpern stellen sie zudem wichtige Kohlenstoffspeicher dar. Durch Entwässerung und in der Folge landwirtschaftliche Nutzung oder Torfabbau wurden diese Funktionen vielerorts erheblich beeinträchtigt. Trockengefallene Hochmoorböden stellen heute eine große Treibhausgas-Quelle dar. Um dort Treibhausgas-Emissionen zu reduzieren und neuen Lebensraum für gefährdete Pflanzen- und Tierarten zu schaffen, wird Torfmooskultivierung als nachhaltige Bewirtschaftung diskutiert. Sie stellt derzeit die einzige Nutzungsmöglichkeit von Hochmooren unter naturnahen hydrologischen und damit torferhaltenden, klimafreundlichen Bedingungen dar. Eine großflächige Torfmooskultivierung könnte daher zukünftig ökonomische und ökologische Ziele vereinen: Zum einen könnten Torfmoose eine nachhaltige Alternative zur Nutzung von Torf für die Substratherstellung darstellen. Zum anderen könnten die Kultivierungsflächen gefährdeten Tier- und Pflanzenarten einen Lebensraum bieten und einen erheblichen Beitrag zum Klimaschutz leisten.

Die Forschungsvorhaben KlimDivMoos und MoosKult wurden als Forschungsverbund vom Niedersächsischen Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz und der Deutschen Bundesstiftung Umwelt gemeinsam gefördert. Ziel dieses Forschungsverbundes waren, die Potenziale der Torfmooskultivierung sowohl für die Förderung der Biodiversität in niedersächsischen Mooren als auch für den Klimaschutz zu ermitteln.

Unterstützt wurde der Forschungsverbund durch den Landkreis Emsland, die Stadt Papenburg, das 3N-Kompetenzzentrum und das Amt für regionale Landesentwicklung Weser-Ems.

In Kooperation mit der Firma Klasmann-Deilmann GmbH wurde die Kultivierung von Torfmoosen von 2015 bis 2019 auf zwei industriell abgebauten und stark zersetzten flachgründigen Schwarztorfflächen im Landkreis Emsland in Niedersachsen praktisch erprobt und wissenschaftlich begleitet. Hierfür wurden die ehemaligen Torfabbauflächen auf Schwarztorf mit Torfmoosmaterial von geeigneten Spenderflächen beimpft. Die ausgebrachten Fragmente können neu austreiben und so erntefähige Torfmoosrasen bilden. Das Institut für Umweltplanung der Leibniz Universität Hannover hat das Wachstum der Torfmoose, die Eignung der Kultivierungsflächen als Lebensraum für charakteristische Tier- und Pflanzenarten der Hochmoore und die Auswirkungen der Torfmoosentnahme auf die Spenderflächen untersucht. Das Thünen-Institut Braunschweig (Leitung: Dr. Bärbel Tiemeyer) hat als weiterer Kooperationspartner untersucht, inwieweit Torfmooskultivierung eine klimaschonende Folgenutzung von Abtorfungsflächen in Niedersachsen darstellt und welchen Beitrag zum Klimaschutz sie damit leisten kann.

Das Projekt konnte zeigen, dass eine Kultivierung von Torfmoosen auch auf gering mächtigen stark zersetzten Schwarztorfen möglich ist. Als Faktoren für ein positives Wachstum haben sich vor allem eine ausreichende Wasserverfügbarkeit, ein geeignetes Mikroklima und ausreichende Torfmächtigkeit herausgestellt. Insbesondere in der Initialphase ist eine stetige Bewässerung wichtig.

Die Biodiversität wurde neben den Kultivierungsflächen als Referenz auch auf zwei naturnahen Spenderflächen und zwei herkömmlichen Wiedervernässungsflächen erfasst.

Auf den Kultivierungsflächen konnte sich eine hohe Anzahl an Pflanzenarten etablieren. Viele Arten wurden von den unterschiedlichen Spenderflächen übertragen. Die Anzahl der hochmoortypischen und gefährdeten Pflanzenarten der Kultivierungsflächen war mit den naturnahen Referenzflächen vergleichbar, während die Artenvielfalt der Flora auf den herkömmlichen Wiedervernässungsflächen ohne Ausbringung von Torfmoosmaterial gering war. Die Übertragung der Torfmoose zur Anlage der Kultivierungsflächen hat somit zu einer hohen Artenvielfalt von hochmoortypischen Pflanzen geführt.

Die Kultivierungsflächen konnten bereits nach zwei Jahren auch einigen Arten der Fauna einen (Teil-) Lebensraum bieten. Es konnten aus fast allen Artengruppen typische Hochmoorarten nachgewiesen werden. Bei den Vögeln scheinen die Flächen insbesondere für Bodenbrüter günstige Bedingungen zu bieten. Die Eignung von Kultivierungsflächen als Habitat für Amphibien und die Libellenfauna hängt vor allem von der Form der Bewässerung ab. Bisher wurden Exuvienfunde der Libellen sowie Laichballenfunde der Amphibien nur in Bewässerungsgräben erbracht. Bei den epigäischen Wirbellosen gehörten Spinnen (Aranae), Schnabelkerfe (Hemiptera) und Käfer (Coleoptera) zu den dominanten Ordnungen, wobei die Höhe der Torfmoose und der Gefäßpflanzen auf den Kultivierungsflächen einen signifikanten positiven Einfluss auf die Individuenzahl hatte.

Torfmooskultivierung schafft Lebensräume für gefährdete Tier-und Pflanzenarten der Hochmoore. Die Artenzusammensetzung einer Kultivierungsfläche hängt jedoch stark von dem verwendeten Spender-material, dem Flächenalter, der Pflege und dem Landschaftskontext ab.