Möglichkeiten produktionsintegrierter Kompensation durch ein Nutzungsmosaik von Gehölzen im Kurzumtrieb – Evaluierung eines nachhaltigen Agroforst-Landnutzungskonzeptes zur ökologischen Aufwertung und Diversifizierung der Agrarlandschaft
Leitung: | Prof. Dr. Michael Rode, Prof. Dr. Michael Reich |
Team: | M.Sc. Felix Zitzmann |
Jahr: | 2020 |
Förderung: | Niedersächsisches Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz |
Laufzeit: | April 2017 - Februar 2020 |
Kurzbeschreibung:
Vor dem Hintergrund einer zunehmenden Flächenknappheit und -konkurrenz in landwirtschaftlich intensiv genutzten Regionen und dem seitens der Landwirtschaft beklagten Verlust landwirtschaftlicher Nutzfläche durch Bau- und Infrastrukturvorhaben einerseits sowie Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen andererseits („Doppelter Flächenverlust“) gewinnt das Konzept der produktionsintegrierten Kompensation (PIK) zunehmend an Bedeutung. Produktionsintegrierte Kompensationsmaßnahmen sind Maßnahmen, die unter Einschluss einer zumeist extensiven land- und forstwirtschaftlichen Nutzung erfolgen und auf den Schutz oder die Entwicklung bestimmter Werte und Funktionen von Natur und Landschaft abzielen. In der Gemeinde Spelle im südlichen Emsland wurden daher in den Jahren 2011 und 2012 im Rahmen des Projektes „ELKE“ (Entwicklung extensiver Landnutzungskonzepte für die Produktion nachwachsender Rohstoffe als mögliche Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen) drei Modellflächen (insgesamt ca. 6 ha) zur Erprobung des extensiven Anbaus schnellwachsender Gehölze auf landwirtschaftlichen Flächen (sog. Kurzumtriebsplantagen – KUP) in einem kleinteiligen Nutzungsmosaik mit ungenutzten Teilflächen angelegt, um die Eignung dieses Gehölzmosaiks als produktionsintegrierte Kompensationsmaßnahme zu untersuchen. Bei der Anlage dieser Flächen wurden verschiedene naturschutzfachliche Anforderungen und Empfehlungen berücksichtigt. So wurden neben Hochleistungssorten der Gattungen Pappel und Weide auch Bewirtschaftungsblöcke mit heimischen Gehölzen (Eberesche, Traubeneiche, Sandbirke, Schwarz- und Grauerle) etabliert. Weiterhin nehmen bewusst angelegte und spontan entstandene Begleitstrukturen wie Lichtungen, Innen- und Außensäume, Blühstreifen und kleinflächige Gebüsche größere Flächenanteile ein. Die Bewirtschaftung erfolgt extensiv und ist mit naturschutzfachlichen Anforderungen abgestimmt (u.a. kleinflächige, abschnittsweise Ernte innerhalb der ohnehin kleinflächigen Bewirtschaftungsblöcke, Verzicht auf Dünge- und Pflanzenschutzmittel). Bei den drei Modellflächen handelt es sich somit um besonders extensiv genutzte und strukturreiche Gehölzmosaike im Kurzumtrieb, die sich vom konventionellen, großflächigen Energieholzanbau erheblich unterscheiden.
Ziel des aktuellen Forschungsvorhabens ist zu ermitteln, welche Aufwertungsmöglichkeiten sich für die Schutzgüter des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatSchG) und ihre verschiedenen Funktionen durch einen extensiven, mosaikartigen Gehölzanbau auf Ackerflächen im Vergleich zur ackerbaulichen Nutzung mit einjährigen Kulturen und zum konventionellen Energieholzanbau ergeben. Hierzu soll die Vereinbarkeit von Biomasseproduktion und Kompensationsleistungen am Beispiel der drei Modellflächen in Spelle nach einer mehrjährigen Etablierungs- und Entwicklungsphase des Gehölzmosaiks untersucht werden. Vergleichend zu den drei Modellflächen werden parallel auch konventionell bewirtschaftete KUP sowie naturnahe gehölzgeprägte Referenzflächen und ihre Begleitstrukturen (u.a. verschiedene Formen von Hecken, Laubwald-Aufforstungen, Gebüsche und begleitende Säume) untersucht. Als Indikatoren zur Ermittlung des naturschutzfachlichen Wertes dieser Flächen für das Schutzgut Arten und Lebensgemeinschaften dienen die Artengruppen Gefäßpflanzen und Avifauna. Anhand eines Vergleiches der Bedeutung der verschiedenen Flächenkategorien für die Biotopfunktion der untersuchten Artengruppen sowie für die Schutzgüter Landschaftsbild und Boden erfolgt eine Bewertung der naturschutzfachlichen Bedeutung der Modellflächen und eine Einordnung ihres Biotopwertes in bestehende Biotopwertverfahren (u.a. Osnabrücker Modell und Bilanzierungsmodell des Niedersächsischen Städtetages). Zudem werden Empfehlungen erarbeitet, in welchem räumlichen Kontext sich die Etablierung extensiv genutzter, strukturreicher KUP zur produktionsintegrierten Kompensation und naturschutzfachlichen Inwertsetzung von Ackerflächen anbieten könnte, für welche Form von Eingriffen in Natur und Landschaft solche Nutzungsmosaike von Gehölzen im Kurzumtrieb als Kompensationsmaßnahme in Frage kommen und welche naturschutzfachlichen und naturschutzrechtlichen Anforderungen bei der Anlage und Bewirtschaftung dieser Flächen zu berücksichtigen sind.
Durch den Projektpartner 3N (Kompetenzzentrum Niedersachsen Netzwerk Nachwachsende Rohstoffe e.V.) werden im Rahmen des Projektes zudem Ertrags- und Qualitätsparameter für die gewonnene Dendromasse ermittelt und deren Einsatzeignung im stofflichen und energetischen Bereich bewertet. Somit werden neben ökologischen auch ökonomische Aspekte des extensiven, mosaikartigen Gehölzanbaus im Kurzumtrieb beleuchtet.
Link zum Projektpartner 3N: https://www.3-n.info/
Link zum Vorgängerprojekt „ELKE“: http://landnutzungsstrategie.de/