Institut für Umweltplanung Forschung Forschungsprojekte
Naturschutz in einem Betriebsmanagementsystem für eine nachhaltige Landwirtschaft

Naturschutz in einem Betriebsmanagementsystem für eine nachhaltige Landwirtschaft

Leitung:  Prof. Dr. Christina von Haaren, Dipl.-Ing. Roland Hachmann
Team:  Dipl.-Ing. Stefan Blumentrath, Dipl.-Ing. Astrid Lipski, Dipl.-Ing. Katrin Vogel, Dipl.-Forstw. Malte Weller
Jahr:  2008
Förderung:  Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU)
Laufzeit:  Februar 2005 - Mai 2008
Ist abgeschlossen:  ja

Kurzbeschreibung:

Entwicklung und Erprobung eines Konzeptes und Software-Paketes zur Dokumentation und zum Management naturschutzfachlicher Anforderungen an die gute fachliche Praxis sowie zur Dokumentation und Kalkulation ökologischer Leistungen auf landwirtschaftlichen Betrieben

Projektbeschreibung:

Hintergrund und Ziele des Forschungsvorhabens
Die Umsetzung des Leitbildes der Nachhaltigkeit und der Multifunktionalität in der europäischen und nationalen Agrar- und Umweltpolitik stellt Landwirte vor erhöhte Anforderungen an die Umweltverträglichkeit ihrer Produktion. Für die Erfassung und Bewertung der Umweltwirkungen landwirtschaftlicher Betriebe besteht bereits eine Reihe von EDV-gestützten Systemen. Bisher wurden in diesen Ansätzen die Aspekte Biodiversität und Landschaftsästhetik, wie auch die diesbezüglich notwendige standort- bzw. raumkonkrete Bewertung der Bewirtschaftung, nicht oder nur unzureichend berücksichtigt.

Im Rahmen des von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) geförderten Projektes „Naturschutz in einem Betriebsmanagementsystem für eine nachhaltige Landwirtschaft“ (Kooperationspartner: Lehrstuhl für Ökologischen Landbau der Technischen Universität München, Prof. Dr. Hülsbergen) wurden daher Methoden und Softwarewerkzeuge entwickelt, die das Umwelt- und Betriebsmanagementsystem REPRO um die Aspekte Biodiversität und Landschaftsästhetik erweitern.

Technische Umsetzung
Weil im Bereich Naturschutz meist raumbezogene Daten und Analysen zur Anwendung kommen, war es erforderlich, Funktionen von Geoinformationssystemen zu nutzen. Daher wurde auf der Basis des freien Geoinformationssystems OpenJump, in Kombination mit einer PostgreSQL-Datenbank, das „Managementsystem Naturschutz für eine nachhaltige Landwirtschaft“ (MANUELA) als Ergänzung zu REPRO entwickelt. Es wurde sowohl für den Einsatz durch Landwirte als auch durch Berater konzipiert. MANUELA bietet den Anwendern die Möglichkeit, existierende Daten (z.B. digitale Bodendaten, Biotopkartierungen oder Landschaftsmodelle) zu nutzen, neue Informationen über die Landschaft systematisch und strukturiert zu erfassen, die Daten über die Landschaft mit den Bewirtschaftungsdaten in Beziehung zu setzen, die gesammelten Informationen über den Betrieb anhand einheitlicher Kriterien und Methoden vergleichbar zu bewerten und anschließend auf der Basis der erzielten Ergebnisse Maßnahmen zur Optimierung des Betriebsmanagements abzuleiten.

Ergebnis: Zur Verfügung stehende Werkzeuge
Mit den kombinierten Systemen REPRO und MANUELA ist es damit erstmals gelungen, die Bereiche Biodiversität und Landschaftsästhetik in ein Indikatorensystem für den Einsatz auf der Betriebsebene zu integrieren und moderne Werkzeuge eines Geoinformationssystems zu nutzen. Insbesondere durch die Nutzung der GI-Technologie bietet sich weiteres Entwicklungspotenzial z.B. durch Kopplung mit dem Ansatz des Precision Farming.

Die neuen Methoden und EDV-Werkzeuge in MANUELA und REPRO ermöglichen:

  • Selbstkontrollen der Betriebe bezüglich der Einhaltung von Mindestanforderungen der guten fachlichen Praxis und aus Cross Compliance,
  • Analysen der Leistungen der Betriebe im Bereich der Biodiversität, auf der Grundlage des Bestands an Arten- und Biotopen, des auf den Flächen vorhandenen Biotopentwicklungspotenzials sowie der Nutzungswirkungen,
  • Auswertungen zum bewirtschaftungsbedingten Biodiversitätspotenzial (aufgrund der Nutzungsvielfalt) und zu speziellen Landschaftspflegeleistungen im Rahmen einer betriebsbezogenen Nachhaltigkeitszertifzierung,
  • die Erfassung und Bewertung der Beiträge der Betriebe zum ästhetischen Wert der Landschaft,
  • die Abschätzung der Erosionsgefährdung durch Wasser in zwei unterschiedlich differenzierten Ansätzen sowie
  • die Kalkulation von Kosten für Landschaftspflegemaßnahmen.

Erprobung der Werkzeuge
Die Konzepte und Prototypen von MANUELA (Compliance-Audit, Biodiversität, Landschaftsästhetik, Erosion, Kostenkalkulation) sowie die neu entwickelten Module von REPRO (Compliance-Audit, Erosion, Nutzungsvielfalt und Biotopentwicklungspotenzial) wurden auf sechs Praxisbetrieben in Baden-Württemberg (2), Bayern, Brandenburg, Niedersachen und Sachsen-Anhalt erprobt. Die Konzepte für MANUELA wurden darüber hinaus im Rahmen eines Expertenworkshops begutachtet. Untersuchungen zur Akzeptanz zeigen, dass die Software sowohl bei den Beratern als auch bei den Betrieben auf Interesse stößt. Die meisten Betriebe benötigen jedoch mehr Anreize als bislang, um ihre Umweltleistungen zu erfassen, zu bewerten und darzustellen. Damit das Effizienzpotenzial, das der Einsatz von EDV grundsätzlich bietet, genutzt werden kann, sind zum einen die Förderung der Naturschutzberatung sowie die übrigen Rahmenbedingungen für den Einsatz derartiger Softwaresysteme zu verbessern (z.B. in Hinblick auf die Zugänglichkeit und Verfügbarkeit von Geodaten sowie mobile Erfassungstechnologien). Zum anderen sind die entstandenen Prototypen und Fachkonzepte für das System zu einer praxisreifen Software weiterzuentwickeln. Die Anforderungen der befragten potenziellen Anwender an eine solche Software sind jedoch sehr heterogen, sodass die weitere Entwicklung einem flexiblen anwenderorientierten Modularisierungskonzept folgen sollte.


Die Abschlusstagung des F+E-Projektes fand am 18. April 2008 in Osnabrück statt. Einen kurzen Bericht der Veranstaltung finden Sie hier.

Eine abschließende Veröffentlichung zu den Ergebnissen des F+E-Projektes erscheint voraussichtlich im September 2008 beim ibidem-Verlag.

Informationen zum Download einer Demoversion von MANUELA erhalten Sie hier.