Institut für Umweltplanung Forschung Forschungsprojekte
Etablierung nachhaltiger Sicherungsmaßnahmen für den Naturschutz in der Diepholzer Moorniederung

Etablierung nachhaltiger Sicherungsmaßnahmen für den Naturschutz in der Diepholzer Moorniederung

Jahr:  2003
Förderung:  Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU), Niedersächsische Lottostiftung/BINGO, Land Niedersachsen
Laufzeit:  März 2002 - Oktober 2003
Ist abgeschlossen:  ja

Das Vorhaben „ Nachhaltiger Naturschutz in der Diepholzer Moorniederung“ wurde in rund 20 Monaten entwickelt. In dieser Zeit wurden Analysen und konzeptionelle Vorarbeiten durchgeführt. Dabei stand - aufbauend auf den vorhandenen ökologischen Erfolgen in der Moorniederung - die Entwicklung neuer Ansätze zur Vermarktung von Produkten und Dienstleistungen aus der Landschaftspflege im Zentrum der Aktivitäten.
Aus der Analyse von Strukturen, Hemmnissen und Handlungsspielräumen ist ein Konzept hervorgegangen, das durch umfangreiche Abstimmungsprozesse unter den beteiligten Akteuren und Organisationen in einen konsistenten Handlungsrahmen überführt wurde.
Unter Einbeziehung von Fachleuten ist so ein innovatives und modellhaftes Vorhaben entstanden.

In dem Vorhaben steht die Realisierung eines entwickelten Maßnahmenpaketes im Mittelpunkt.
Dieses beinhaltet im Wesentlichen drei umsetzungsorientierte Projekte:

  1. die Durchführung einer landesweiten Marketing-Initiative für Produkte und Dienstleistungen
    aus dem Bereich Naturschutz und Landschaftspflege;

  2. den Aufbau einer regionalen Dienstleistungsagentur , die die Vermarktung von
    landschaftsbezogenen Regionalprodukten der Diepholzer Moorniederung
    mit innovativen Maßnahmen fördern soll;
  3. die Entwicklung des Schäferhof am Dümmer zu einem regionalen Kommunikationszentrum
    und Marktplatz für Regionalprodukte aus der Diepholzer Moorniederung.
    Die Arbeit der umsetzungsorientierten Teilprojekte wird koordiniert und wissenschaftlich begleitet durch das Institut für Landschaftspflege und Naturschutz (ILN). Das ILN ist federführend an der projektbegleitenden Auswertung (Evaluation) der Projekte betraut.

In das Gesamtvorhaben sind maßgebliche Akteure der lokalen, regionalen und überregionalen (landesweiten) Handlungsebene eingebunden und unterstützen die notwendigen Schritte. Die starke Verzahnung unterschiedlicher Projektansätze - sowohl über mehrere räumliche Ebenen als auch inhaltlicher Art - ist ein innovatives Element dieses Vorhabens.

Das Projektgebiet
Die Diepholzer Moorniederung liegt im niedersächsischen Städtedreieck Bremen – Osnabrück – Hannover. Der Naturraum „Diepholzer Moorniederung“ gliedert sich in Teilbereiche der niedersächsischen Landkreise Diepholz, Vechta und Nienburg sowie Teile der Gemeinde Stemwede, die im Nordrhein-Westfälischen Landkreis Minden-Lübbecke liegt. Der Naturraum besitzt eine Gesamtgröße von ca. 105.000 ha.
Die Diepholzer Moorniederung stellt einen aus naturschutzfachlicher Perspektive sehr bedeutsamen Raum dar. Sie ist in Niedersachsen die noch am besten erhalten gebliebene bzw. am weitesten renaturierte Moorlandschaft. Durch die Ausweisung von Naturschutzgebieten, Flächenankauf sowie Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen konnten naturnahe Bereiche erhalten und gestörte Bereiche renaturiert bzw. extensiviert werden.
Das Gebiet weist ökologisch sehr wertvolle Habitattypen auf (Hoch- und Niedermoore, Moor- und Sandheiden, Auwaldreste und extensiv genutztes Feuchtgrünland) und zeichnet sich durch seine hohe Bedeutung als Brutgebiet für gefährdete Vogelarten aus.
Im mittleren und östlichen Teil des Naturraums sind über 30 gefährdete Brutvogelarten heimisch, die in der Rote Liste der Vögel Niedersachsens als bedrohte, stark bedrohte oder vom Aussterben bedrohte Vogelart geführt werden. Die Hochmoore und Feuchtwiesengebiete sind daher auch aus avifaunistischer Sicht von internationaler Bedeutung. Zu den wichtigsten Arten zählen Goldregenpfeifer, Rotschenkel, Uferschnepfe, Bekassine, Großer Brachvogel, Krickente, Raubwürger, Neuntöter, Ortolan, Heidelerche, Kranich und Ziegenmelker.
Bestandteil des Naturraums Diepholzer Moorniederung ist im Südwesten auch die Dümmerniederung. Der Dümmer ist ein international bedeutsames Brut- und Rastgebiet für Wat-, Wasser- und Wiesenvögel. Bis zu 40.000 Vögel sind als Durchzügler oder Überwinterer am Dümmer anzutreffen (darunter Graugans, Bläßgans, Saatgans, Stockente, Pfeifente, Gänsesäger). Von den mehr als 100 anzutreffenden Brutvogelarten sind Trauerseeschwalbe, Haubentaucher, Schilfrohrsänger, Bekassine, Uferschnepfe, Großer Brachvogel und Wachtelkönig besonders hervorzuheben.
Im rund 100.000 ha großen, Bezirksgrenzen übergreifenden Naturraum Diepholzer Moorniederung
wurden umfangreiche Schutzmaßnahmen durchgeführt:

  • über 15.000 ha sind als Naturschutzgebiet ausgewiesen,
  • zwei Feuchtgebiete Internationaler Bedeutung (nach RAMSAR-Konvention) mit rund 19.000 ha bestehen,
  • die in weiten Teilen auch als besonderes Schutzgebiet (BSG) nach der EU-Vogelschutzrichtlinie notifiziert sind,
  • annähernd 6.700 ha sind als FFH-Gebiete gemeldet,
  • der Dümmer hat für 2.000 ha das Prädikat Europareservat erhalten.


Die Projektträger
Das Projekt „Nachhaltiger Naturschutz in der Diepholzer Moorniederung“ wird vom Institut für Landschaftspflege und Naturschutz (ILN) an der Universität Hannover getragen. Das ILN gibt seit Jahren wissenschaftliche Impulse innerhalb der Diskussion zur Neuorientierung von Natur-schutz und Landschaftspflege in Deutschland. Die einzelnen Teilprojekte werden - koordiniert durch das ILN - von folgenden Partnern getragen und gemeinsam umgesetzt:


Der BUND Landesverband Niedersachsen e.V. ist seit 1983 mit dem Projekt „Diepholzer Moorniederung“ in der Region aktiv und verfügt dort über Betreuungsverträge für mehrere Tausend Hektar Hochmoor. Mitglieder des BUND haben maßgeblich zum Erhalt der Diepholzer Moorschnucke, einer für die Pflege der Hochmoore besonders geeigneten Schafrasse, beigetragen. Der BUND engagiert sich zunehmend für die Vermarktung von Produkten und Dienstleistungen aus Naturschutz und Landschaftspflege und hat diesbezüglich in Niedersachsen unterschiedliche Initiativen angestoßen.
Ein kompetenter Partner des BUND ist die Marketinggesellschaft für niedersächsische Agrarprodukte e.V. (MG) sein. Die MG wird getragen u.a. vom Landvolk Niedersachsen e. V., den Landwirtschaftskammern Hannover und Weser-Ems sowie der Landesvereinigung Ökologischer Landbau Niedersachsen e. V. (LÖN). Die MG berät und unterstützt Landwirte u.a. in Fragen zu Erzeugerzusammenschlüssen, zum Qualitätsmanagement, zur betriebliche Diversifikation, zur Marktforschung, zu Werbung und Verkaufsförderung und organisiert Messen und Ausstellungen. Die MG ist seit Jahren ein enger Partner von vielen Initiativen der Erzeugung von Vermarktung von Regionalprodukten, insbesondere von Landschaftspflege-Schäfereien.
Die Ländliche Erwachsenenbildung Niedersachsen e.V. ist 1951 unter der Federführung des Niedersächsischen Landvolk-Verbandes entstanden und arbeit landesweit auf verschieden Ebenen (Bezirk, Kreis). Sie betreibt vielfältige Bildungsarbeit im ländlichen Raum, u.a. zur beruflichen Fort- und Weiterbildung oder zur Bewältigung des Strukturwandels in Wirtschaft und Gesellschaft. Berufliche Bildungsangebote erstrecken sich bspw. über die Themen Management und Marketing, Direktvermarktung, Umweltbildung, ländlicher Tourismus, EDV. Die praxisorientierte und adressatenbezogene Arbeit der LEB hat im Projektgebiet eine gute Ausgangsbasis für die enge Zusammenarbeit mit Erzeugern landwirtschaftlicher Produkte gelegt.
Der Naturraum Dümmerniederung e.V. hat sich den Schutz, die Pflege und die Entwicklung von Natur und Landschaft in der Dümmerniederung zum Ziel gesetzt. Gründungsmitglieder sind neben drei Umweltverbänden ein vor Ort ansässiges Unternehmen, die Kreissparkasse Diepholz, die Stiftung Naturschutz im Landkreis Diepholz, der Unterhaltungsverband Hunte, der Hunte-Wasserverband und die Gemeinde Altes Amt Lemförde. Im Mittelpunkt der Vereinsaktivitäten steht die Entwicklung des Schäferhofes am Dümmer. Neben dem dauerhaften Erhalt von kulturlandschaftsprägenden Bewirtschaftungsformen steht dort die Vermittlung von Umweltwissen im Mittelpunkt. Momentaner Eigentümer des Schäferhofes am Dümmer ist das Vereinsmitglied Hunte-Wasserverband.