Institut für Umweltplanung Arbeitsgruppen Landschaftsplanung und Naturschutz Forschung
Ökobilanzierung von Biogasanlagen – Biodiversität und Landschaftsbild

Forschung

Arbeitsgruppe Landschaftsplanung und Naturschutz


Forschungsprojekte

Ökobilanzierung von Biogasanlagen – Biodiversität und Landschaftsbild

Leitung:  Prof. Dr. Christina von Haaren, Prof. Dr. Michael Rode
Team:  Dipl.-Umweltwiss. M.Sc. Birte Bredemeier in Kooperation mit Georg-August-Universität Göttingen, Professur für Produktion und Logistik, Prof. Dr. Jutta Geldermann und Dipl.-Geoökol. Meike Schmehl
Jahr:  2015
Förderung:  Niedersächsisches Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz und Landesentwicklung (ML)
Laufzeit:  September 2012 - März 2015
Ist abgeschlossen:  ja

 

Kurzbeschreibung

Vor dem Hintergrund zunehmender Nutzungskonflikte muss sich die zukünftige Entwicklung der energetischen Nutzung von Biomasse an ökologischen Grenzen und vor allem auch am Zustand der Schutzgüter orientieren. Wie bei anderen (v. a. industriellen) Produkten werden die ökologischen Auswirkungen der Bioenergie zunehmend mit Hilfe der Ökobilanzierung als Instrument zur umfassenden Umweltwirkungsabschätzung ermittelt und kommuniziert. Insbesondere im Hinblick auf die Bewertung potenzieller Auswirkungen auf das Schutzgut Biodiversität weist die räumlich unspezifische Ökobilanz jedoch Wissens- und Methodendefizite auf (Urban et al. 2011). Denn gerade diese Wirkungskategorie kann nicht – wie es der Produktsicht von Ökobilanzen entspricht – raumunspezifisch betrachtet werden.

In Anbetracht der umfassenden Nutzung von Biomasse zur Gewinnung erneuerbarer Energie war es das übergeordnete Ziel des Vorhabens, einen Ansatz zur Integration von Auswirkungen des Energiepflanzenanbaus auf die Biodiversität und das Landschaftsbild in die Ökobilanz am Beispiel der Biogaserzeugung zu entwickeln. Hierzu wurden Kriterien und Indikatoren für die Bewertung von Nutzungseinflüssen und Wirkungen des Energiepflanzenanbaus auf beide Schutzgüter zusammengestellt und eine im Rahmen der Ökobilanz anwendbare Bewertungsmethode entwickelt.

Aufbauend auf einer biotopwertbasierten Methode (vgl. v. Haaren et al. forthcoming, Bredemeier et al. 2015) wurde ein teilautomatisiertes Tool zur schlag- und betriebsbezogenen Biodiversitäts-bewertung (Kriterium Artenvielfalt) in das am IUP entwickelte Betriebsmanagementsystem MANUELA implementiert. Hierüber können auf der Grundlage einfach erhebbarer Indikatoren Biodiversitätsbewertungen durchgeführt werden, die zum einen direkt als Grundlage für die Optimierung des Betriebsmanagements zur Förderung der Biodiversität genutzt werden können. Zum anderen kann die so durchgeführte standortabhängige Biodiversitätsbewertung in die Ökobilanzierung integriert werden. Im Vorhaben wurden dafür zwei Bewertungsansätze in Kooperation mit der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Göttingen, Professur für Produktion und Logistik, in die Ökobilanzierungssoftware Umberto® integriert und deren Wirkungsindikatoren in das dort angelegte Kennzahlensystem für die Wirkungsabschätzung eingebaut.

Hierzu wurden schlagspezifische Bewirtschaftungsfaktoren analysiert und deren Zusammenhang mit der Artenvielfalt herausgearbeitet. Dadurch entsteht ein unmittelbarer Bezug zu den in der klassischen Ökobilanz genutzten In- und Outputs des untersuchten Systems. Im Ergebnis kann das noch ausschöpfbare Biodiversitätspotenzial eines Schlages und damit dessen Aufwertungspotenzial beschrieben werden. Dieses kann als Grundlage für Optimierungen im Betriebsmanagement herangezogen werden, indem es zum Beispiel für die gezielte Flächenauswahl biodiversitätsfördernder Maßnahmen genutzt wird. Für das Landschaftsbild wurden in vergleichbarer Weise Methoden zur Wirkungsabschätzung ermittelt.

Für die Anwendung beider Methoden sind Daten erforderlich, die direkt bei Landwirten oder aber zumindest bei landwirtschaftlichen Beratern vorliegen. Die Methoden sind sowohl auf der Ebene Schlag/Einzelkultur als auch auf der Ebene Betrieb/Fruchtfolge einsetzbar. Die weitere Forschung dient der Präzisierung und Nachjustierung der erarbeiteten Bewertungsklassen und bedarf eines Ausbaus der Datenbasis, beispielsweise im Hinblick auf die Wirkung anderer Anbauweisen oder Landschaftsräume.